Schlaganfall-Reha: Was jetzt wichtig ist – Wege zurück in den Alltag
Schlaganfall-Reha: Was jetzt wichtig ist – Wege zurück in den Alltag
Kurz erklärt:
Rehabilitation nach einem Schlaganfall beginnt so früh wie möglich und ist multidisziplinär: Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Neuropsychologie, Pflege, Ärzteteam – koordiniert nach individuellen Zielen. Je früher und strukturierter gestartet wird, desto besser die Chancen auf Funktionsgewinne. Quelle:(NICE)
Die Phasen der Rehabilitation
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Akutphase (Stroke-Unit/Klinik): Stabilisierung, frühe Mobilisation, Screening z. B. auf Schluckstörung, Beginn erster Therapien. Quelle:(National Clinical Guideline for Stroke)
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Früh-/Anschluss-Reha (stationär/teilstationär/ambulant): Intensives Training, Zielvereinbarungen (schriftlich, messbar), Angehörigenberatung. Quelle:(AWMF Leitlinienregister)
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Langzeit-Reha & Nachsorge: Fortführung zu Hause/ambulant, Rückkehr in Aktivitäten/Beruf, Sekundärprävention (Blutdruck, Bewegung, Ernährung, Medikation). Quelle:(National Clinical Guideline for Stroke)
Wie viel Therapie pro Woche?
Aktuelle Leitlinienempfehlungen betonen bedarfsgerechte, hochfrequente Reha. NICE fasst alltagsnah zusammen: bis zu ≥ 3 Stunden Therapie/Tag an ≥ 5 Tagen/Woche, angepasst an Belastbarkeit und Ziele. Wenn diese Dosis (noch) nicht möglich ist, sollen Therapien mindestens 5 Tage/Woche angeboten werden. Quelle:(BMJ)
Typische Therapie-Bausteine
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Physiotherapie (PT): Gangschule, Gleichgewicht, Kraft/Koordination, Ausdauer – aufgaben- und alltagsorientiert. Quelle:(National Clinical Guideline for Stroke)
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Ergotherapie (ET): Arm-/Handfunktion, Alltagsaktivitäten (ADL), Hilfsmittel- und Umfeldanpassung, Selbständigkeit. Zielvereinbarungen gemeinsam festlegen. Quelle:(AWMF Leitlinienregister)
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Logopädie (SLT): Sprache, Sprechen, Schlucken; frühzeitiges Dysphagie-Management. Quelle:(NICE)
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Neuropsychologie: Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Exekutivfunktionen, Fatigue; Strategien für Alltag und Beruf. Quelle:(National Clinical Guideline for Stroke)
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Sekundärprävention: Blutdruck, Diabetes, Lipide, Antikoagulation/Plättchenhemmung, Rauchstopp, Bewegung, Ernährung. Programme wie Get With The Guidelines-Stroke zeigen bessere Outcomes durch konsequente Leitlinientreue. Quelle:(www.heart.org)
Spiegeltherapie & GMI – wo es passt
Was ist das?
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Spiegeltherapie (MT): Übungen vor einem Spiegel erzeugen einen visuellen Bewegungseindruck der betroffenen Seite.
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Graded Motor Imagery (GMI): Stufenprogramm aus Links/Rechts-Erkennung, motorischer Vorstellung, Spiegeltherapie.
Evidenzlage (kurz):
Cochrane-Daten berichten moderate Evidenz für Verbesserungen von Motorik/ADL nach Schlaganfall; Effekte variieren nach Protokoll und Patientengruppe. Als Ergänzung in ein Gesamtprogramm eingebettet kann MT sinnvoll sein. Quelle:(Cochrane Library)
Praxisrahmen: Kurz, regelmäßig, alltagsnah. Dokumentiere Dauer (z. B. 3–10 min), Übungsart und subjektiven Aufwand/Erfolg.
Alltag & Home-Programm: 8 konkrete Hebel
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Kurze, häufige Sessions statt seltener „Marathons“. Quelle:(BMJ)
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Aufgabenorientiert üben (Greifen, Ankleiden, Treppe) statt isolierter Bewegungen. Quelle:(National Clinical Guideline for Stroke)
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Arm/Hand nutzen: CIMT-Prinzipien behutsam; Hilfsmittel so wählen, dass Einsatz der betroffenen Seite gefördert wird. Quelle:(National Clinical Guideline for Stroke)
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Kommunikation trainieren: Gesprächszeit einplanen, einfache Sätze, visuelle Hilfen, Geduld. Quelle:(NICE)
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Sicher schlucken: Konsistenz, Haltung, Pausen nach logopädischer Anleitung. Quelle:(NICE)
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Ausdauer: Aerobe Aktivität dosiert steigern (ärztlich freigegeben). Quelle:(National Clinical Guideline for Stroke)
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Fatigue & Kognition: Pausen timen, Reizarmut, To-Do-Listen, Schrittgrößen klein halten. Quelle:(National Clinical Guideline for Stroke)
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Ziele schriftlich fixieren (SMART) und regelmäßig prüfen – Kernempfehlung der deutschen Leitlinien. Quelle:(AWMF Leitlinienregister)
Häufige Fragen (Kurz-FAQ)
Wann starten?
So früh wie medizinisch sicher – Reha ist ein Zeitfaktor-Thema. Quelle:(National Clinical Guideline for Stroke)
Wie lange dauert Reha?
Individuell. Stationär/teilstationär/ambulant werden je nach Bedarf kombiniert; Fortschritt ist auch später möglich. Quelle:(Schlaganfallbegleitung)
Hilft tägliches Üben zu Hause wirklich?
Ja – unter fachlicher Anleitung, zielgerichtet und regelmäßig. Dosis und Art an Belastbarkeit anpassen. Quelle:BMJ)
Ist Spiegeltherapie für alle?
Nicht für jede:n. Als Baustein mit klarer Anleitung kann sie Motorik/ADL unterstützen. Quelle:(Cochrane Library)
Seriöse Leitlinien & Ressourcen
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NICE NG236 (2023): Rehabilitation nach Schlaganfall (Erwachsene). Quelle:(NICE)
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National Clinical Guideline for Stroke (UK, 2023): umfassender Reha-Leitfaden. Quelle:(National Clinical Guideline for Stroke)
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DE-Leitlinien (AWMF/DGNR/DEGAM): Zielvereinbarungen, Rehaplanung, Verlaufsdokumentation. Quelle:(AWMF Leitlinienregister)
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Cochrane zu Spiegeltherapie: moderate Evidenz für Motorik/ADL. Quelle:(Cochrane)
Ehrlicher Schluss
Schlaganfall-Reha ist ein Team-Sport: du, Angehörige, Therapieteam. Früher Start, klare Ziele, genug Dosis und Alltagsrelevanz machen den Unterschied. Spiegeltherapie/GMI kann mithelfen, ersetzt aber keine leitlinienbasierte Gesamtbehandlung. Quelle:(NICE)
Hinweis: Dieser Beitrag ersetzt keine medizinische Beratung. Entscheidungen triffst du gemeinsam mit deinem Behandlungsteam.
